Parlamentssitzung vom 23.8.21

Auszug aus dem Protokoll, Seite 411

Votum der GRÜNEN Fraktion

Fraktionssprecherin Dominique Bühler, Grüne: Da das Parlament die verschiedenen Vorhaben in der Siedlung Ried separat behandelt wie zum Beispiel Überbauungsordnungen, Änderungen der Überbauungsordnungen und auch Folgeprojekte wie Neubau Schulhaus, ÖV-Anschluss etc., geht manchmal vergessen, wie gross und wichtig dieses Entwicklungsprojekt für Köniz ist: Sieben Baubereiche oder Baufelder werden überbaut, über 25’000 m2 gemeindeeigene Bruttogeschossfläche, Plusenergie und so weiter. Und jetzt reden wir über das Herzstück der Siedlung: Das Quartierzentrum. Ein Quartierzentrum gehört zu einem zeitgemässen Quartierkonzept. Und ein Quartierzentrum ermöglicht eine gemischte Nutzung des Quartiers. Die Wohnqualität wird erhöht, denn Leben, Freizeit, arbeiten und wohnen ist am gleichen Ort möglich. Die Realisierung des Quartierzentrums steigert somit die Attraktivität der Siedlung Ried und die Gemeinde Köniz als Wohnort. Im gleichen Atemzug wird ein Gemeinschaftsraum für die Bevölkerung gebaut. Der Gemeinschaftsraum ist ein Begegnungsort für Ein- und hoffentlich auch Anwohnerinnen aus der Umgebung und verleiht der Siedlung einen Dorfcharakter. In vielen Quartieren und Ortsteilen in der Gemeinde Köniz fehlt eben genau dieser Begegnungsort. Wir sind sehr erfreut, dass die Planerinnen diesem Bedarf im Ried nachgekommen sind.

Das bringt mich gerade zu unserem ersten Antrag, welcher auf der Tischvorlage steht:

Wir beantragen, dass der Satz in der Botschaft auf Seite 6 „An geeigneter Lage entsteht zudem ein Gemeinschaftsraum für die gesamte Überbauung Ried Ost“. Mit der Angabe „in Baubereich P“ ergänzt wird. Dass es einen Gemeinschaftsraum gibt, ist für die Stimmbevölkerung wichtig zu wissen, aber auch der Ort des Gemeinschaftsraums soll in der Botschaft gleich wie in der Vorlage klar dargelegt werden.

Die geplanten Wohnbauten W1 bis W3 ermöglichen verdichtetes Bauen in der Siedlung Ried. Für eine nachhaltige und grüne Raumentwicklung ist es sinnvoll, dass der nötige Wohnraum auch gebaut wird. Was uns aber stört, ist die Versiegelung der bestehenden Flächen in der Siedlung. Die Siedlung Ried ähnelt je länger je mehr einer Betonwüste. Obwohl alle wissen, dass versiegelte Böden das Quartierklima negativ verändern, indem sie Wasser, Luft und Wärme nicht in den Boden eindringen lassen. Darum beantragen wir in der Ergänzung der Überbauungsordnung Niederwangen, Ried (Ost), dass nur noch die absolut nötige Fläche versiegelt wird. Wir stellen den Änderungsantrag, für eine zusätzliche Ziffer unter Art. 32 c mit dem Wortlaut „Die Versiegelung wird auf das absolut funktionale Minimum reduziert“. Dieser Abänderungsantrag findet ihr auch auf der Tischvorlage.

Ein neues Quartierzentrum wird der Siedlung viele Vorteile bringen, aber Quartiere sollten nicht nur funktional, sondern auch sozial durchmischt sein. Der Baureglementartikel 26a für preisgünstigen Wohnungsbau wird aber leider nicht umgesetzt. Wir bedauern dieses Vorgehen des Gemeinderates. Auch wenn der Gemeinderat der Auffassung ist, dass es rechtlich nicht vorgeschrieben ist, so scheint es uns logisch, dass der Gemeinderat seine Belange als Teilinhaberin des Grundstücks einbringen könnte. Es scheint aber, als fehlte dem Gemeinderat der Anreiz, das Thema preisgünstigen Wohnungsbau auf den Tisch zu bringen. Die soziale Vielfalt ist wichtig für die Identität einer Siedlung und wir werden daher den Rückweisungsantrag der SP unterstützen.

Ich möchte hier noch einige Anliegen zur Siedlung und zu zukünftigen Entwicklungsprojekten anbringen: Es scheint, als ob die Natur in der Siedlung Ried vergessen gegangen ist. Wildtierkorridore und Amphibienwanderungen wurden bei der Planung nicht einbezogen. Wir bedauern, dass die Gemeinde Köniz hier keine Vorreiterrolle wahrgenommen hat. Unsere Siedlungen sollen ökologischer werden und da gehört dazu, dass gesamte Landschaften analysiert werden und Massnahmen nicht erst im Nachhinein getroffen werden, wenn die Biodiversität schon zerstört ist. Der Gemeinderat soll bei der Siedlung Ried noch einmal über die Bücher. Und für die nächsten Überbauungen erwarten wir ein ausgearbeitetes Konzept für Fauna und Flora. Erfreulicherweise werden dem Gemeinderat ja dank dem Florainventar Köniz (FLOK) bald Daten zur Verbreitung von Pflanzen in der Gemeinde zur Verfügung stehen.

Auch schauen wir mit Besorgnis auf den steigenden Druck auf den Könizer Wald als Freizeit und Erholungsort. Die Siedlung hat zwar eine Allmend, aber enthält nur wenige Gärten für die Erholung. Die verstärkte Nutzung des Waldes ist spürbar und wird zu einem Verlust an Qualität der vorhandenen Lebensräume führen. Wir bedanken uns hiermit bei all den Freiwilligen, die sich innerhalb und ausserhalb der Siedlung Ried für Biodiversität einsetzen. Noch einen Satz zu den Anzahl Fahrten pro Tag bei Vollausbau: Bereits jetzt gibt es viele Fahrten vor allem zu den Sportplätzen. Wir haben uns gefragt, ob die Annahme von 3’100 Fahrten pro Tag noch stimmen und erwarten ansonsten, dass Massnahmen ergriffen werden. Wir sehen aber so oder so Potenzial für die Verminderungen von Fahrten. Ich danke schon im Voraus für die Unterstützung unserer Anträge.